Unser Club-Mitglied Reinhart Pflug zeigt, wie man Wagen 'out of the box' verschönern (pimpen) kann:
Teil 1:
Als Objekt wurde ein ROCO Packwagen der Epoche III ausgewählt.
Der Wagen wurde zerlegt, die Fenstereinsätze ausgebaut.
Die Achsen laufen in einer Art Einachsdrehgestell, so wurden der Einbau der Schleifkontakte und Kabel etwas fummelig. Auch das Oberlicht im Dach hatte keinen Durchgang zum Wagenkasten, also habe ich dort eine eigene LED plaziert. Die LED Leiste bekam noch einen Antiflacker-Kondensator.
Der Wagenboden wurde in bretterbraun gestrichen und erhielt Ladegut in Form von Kisten, Säcken und Koffern aus der Bastelkiste. Vor dem Zusammenbau wurde das Dach mit Airbrush und einer Mischung aus schwarz und dunkelbraun verschmutzt. Am Untergestell habe ich den Bremsumsteller in weiß unterlegt und nach dem trocknen den Umstellhebel in rot hervorgehoben, ebenso die Türgriffe in silber (nichts für schwache Nerven!).
Jetzt habe ich das Untergestell mit einer Rostfarbe verschmutzt. Puffer und Trittbretter erhielten etwas Eisengraufarbe. Der Wagenkasten bekam ebenfalls etwas Rostfarbe, die ich nur von unten auf den Wagenkasten dünn aufsprühte (=hochgewirbelter Flugrost).
Nach dem Trocknen habe ich alles zusammen gesetzt und getestet. Auf das Ladegut kam noch ein "Preiserlein", der dort illegal vor der offene Tür mit fährt. Im Dienstabteil bearbeitet ein weiterer die Frachtbriefe.
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Teil 2:
Meine Umbauwagen habe ich auch schon umgebaut. Allerdings gefiel mir die Inneneinrichtung in durchgehend beige nicht.
Da ich die Wagen schon auseinander hatte habe ich Sitze, Wände, Fußboden und Türen innen nach einem Foto aus dem "Netz" lackiert. Fußboden grau, Wände sperrholzbeige, Wände im Eingang helltürtis, Sitze 1. Kl grau und die der 2. Kl rotbraun, Türen innen orange. Beleuchtung rein und eine Ladung "Preiserlein" platziert. Und was soll ich euch sagen man sieht es. Ich habe mal versucht das zu fotografieren.
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Teil 3:
Thema Fahrzeug Alterung. Es gibt viele Methoden, dies ist meine. Für die Ergebnisse siehe bitte die Bilder unten.
Ich verwende Acryl-Farben von Vallejo. Dort gibt es für uns zwei interessante Farbserien. Modell-Color für Pinsel Anwendung und Modell-Air für Airbrush (muss aber meiner Meinung nach noch weiter verdünnt werden). Und einige Spezialmittel für besondere Zwecke. Die Farbtöne der beiden Serien sind nicht identisch! Die Fläschchen haben einen Tropfverschluss, man braucht also zum abmessen keine extra Pipette. Mit einer M5 Edelstahlmutter in der Flasche lässt sich die Farbe prima aufschütteln. Ich nutze die Original-Verdünnung und/oder dest. Wasser (ist sauberer!) mit einem Tropfen Mundwasser als Fließverbesserer zum Verdünnen der Farben. Diese Farben trockenen schön schnell und es stinkt nicht nach Lösemittel.
Nachteil: die Farben trocknen sehr langsam. Hä? Oberflächlich trocknen sie sehr schnell und man kann weiter arbeiten, aber bis sie vollständig durchgetrocknet sind, dauert es gern auch mal 2 Tage auf der Heizung. Je stärker verdünnt um so länger dauert´s.
Man sollte sich ein Vorbildfoto besorgen. Im Internet wird man schnell fündig.
Nicht alle Wagen oder deren Teile werden vom Hersteller korrekt lackiert ausgeliefert. Beispiel Schotterwagen: so sind der Laderaum und die Rutschen im Original hellgrau oder wenn alt dann Stahl-blank abgenutzt. Die Bedienhebel sind schwarz und die Bremsumsteller am Modell selten weiß ausgelegt und die Hebel nicht rot. Wer altern will sollte zuerst diese Fehler beseitigen und die Fahrzeuge vollständig zurüsten.
Jetzt geht es los. Ich habe den Wagen zerlegt. (Wer sich das nicht zutraut sollte hier nicht weiter machen.) Die Radscheiben bekommen ein lederbraun. Laderaum und Rutschen in hellgrau. Die Formentrennkanten helfen einem bei der Pinselführung. Die Bedienhebel werden schwarz. Alles nach Vorbildfoto. Die Trittbretter lasierend in lederbraun, zwei bis dreimal dünn bis es passt. Das Fahrwerk habe ich mit verschieden rostbraun-Tönen grob eingepinselt und nach einiger Zeit (ca. 3min.) mit einem groben Borstenpinsel trocken wieder abgebürstet. Die Rostfarbe bleibt in den Vertiefungen hängen. So oft wiederholen bis es passt. Dann wird der Wagen wieder zusammen gebaut. Jetzt alles gut trocknen lassen.
Jetzt nutze ich ein Wash, eine sehr stark mit Wasser verdünnte schmutzige Farbbrühe (Mischung aus schwarz und rostbraun). Diese trage ich mit einem Pinsel überall dort auf wo sich bei Vorbild der Schmutz sammelt. Auch können jetzt noch ein paar Roststellen mit einem feinen Haarpinsel und rostbraun aufgebracht werden, nicht zu viel! Gut trocknen lassen. Jetzt kommt ein letzter Farbauftrag mit der Airbrush. Eine Farbbrühe aus schwarz und rostbraun (~1 zu 2) mit 2 -3 Teilen Verdünner. Aus größerer Entfernung nur übernebeln. Gut trocknen lassen. Und jetzt kommt der Vorteil der Acryl Farbe, wenn es nicht gefällt kann man das ganz auch noch nach einigen Stunden mit dem Verdünner praktisch rückstandsfrei wieder runterpinseln. Als letztes kommt die Ladung in den Wagen.
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Wer nur mit einem Wash arbeiten will sollte das Fahrzeug danach mit einem klaren Mattlack übernebeln, da sich die Farben im Glanzgrad unterscheiden. Behandelte Flächen sind sonst sichtbar.
Der Kesselwagen erhielt Spuren von übergelaufen Öl mit einem feinen Haarpinsel. Die anderen Schritte wie oben.
Die Trittstufen der Lok habe ich mit Vallejo Modell Metallic Air Negro Metall Black (71.073) ausgelegt. Die Farbe enthält Metallpigmente, die die Trittstufen etwas metallisch glitzern lassen. Wirkt als würde das blanke Metall durch schimmern. Um das Abgasrohr der Diesellok wird zum Schluss der Ruß mit sehr mattem schwarz mit einem feinen Pinsel aufgetragen und mit ganz wenig Verdünner verteilt (Verlaufspuren).
Wer Angst hat wegen der Fenster: das ist bei den Acryl-Farben kein Problem. Einfach direkt nach dem übernebeln mit einem leicht feuchten Wattestäbchen abwischen, etwas von der Farbe bleibt an den Rändern hängen und das sieht auch noch schön realistisch aus.
Versuchen solltet ihr es aber erst an einem älteren gedeckten Wagen. Meine ersten Versuche habe ich übrigens mit Tusche gemacht. Mit Farbe einpinseln und mit einem Schwämmchen abtupfen. Ist es nichts geworden kann das einfach wieder abwaschen.
Viel Glück.